gründet auf dem Buch von Harville Hendrix, PhD:
“Receiving Love”, 2005
(Bearbeitung von Dr. med. Charles Hershkowitz, 2023)
1) Wenn wir geboren werden, sind Offenheit und Empfänglichkeit unser natürlicher Zustand.
2) Früher oder später werden wir von unseren Eltern oder unseren Bezugspersonen verletzt.
3) Verletzungen treten auf, wenn unsere Bezugsperson unseren Bedürfnissen und normalen Entwicklungsfunktionen nicht richtig entspricht. Dies geschieht durch Nachlässigkeit oder durch Eindringen in bestimmte Aspekte unseres natürlichen Selbst.
4) Es bringt uns dazu, diese Teile von uns als gefährlich zu erleben und abzuspalten, da unsere Bezugsperson sie nicht unterstützt; diese abgespaltenen Teile werden das “fehlende Selbst” genannt (Missing Self).
5) Jedes Mal, wenn wir verletzt werden und diese Spaltung vornehmen, schrumpft unser bewusstes Selbst und unser unbewusstes Selbst dehnt sich aus. Unsere verfügbaren Reserven an Fähigkeiten und Ressourcen nehmen ab, und unsere unbewusste Belastung durch abgelehnte Anteile nimmt zu. Anstatt dem Leben mit einer Reihe von emotionalen Alternativen und Verhaltens-Optionen zu begegnen, haben wir eine Anzahl von automatischen Abwehrreaktionen: unser „Überlebensanzug“ (Survival Suit), die zu unserem „Charakter“ werden.
6) Die häufigsten Abwehrreaktionen sind: Überkontrolle, übermäßige Selbstbezogenheit und Symbiose. Das sind Versuche, uns vor weiterem Schmerz zu schützen. Wir versuchen auf diese Weise, dem persönlichen Umfeld um uns herum zu begegnen, und wir klammern uns an diese Abwehrreaktionen, um uns im Voraus vor erneuten Übergriffen, die wir erwarten, zu schützen.
7) Darüber hinaus versuchen wir, dem Schmerz der Ablehnung zu entgehen, indem wir unsere Bedürfnisse verleugnen (die diese Ablehnung überhaupt erst hervorgerufen haben) und sie durch defensives Verhalten zu ersetzen. Wenn sich also Gelegenheiten ergeben, unsere Bedürfnisse zu befriedigen, widersetzen wir uns, um die Verletzung nicht wieder zu aktivieren. Der Zweck unserer Abwehr ist es, die Wunde und den Schmerz, den sie verursacht, aus unserem Bewusstseins zu eliminieren.
8) Dann versuchen wir, die Leere, die unsere Abwehrkräfte uns fühlen lassen, mit Dingen zu füllen, die unser Unglück nur verstärken – weil sie nicht wirklich das sind, was uns fehlt und auch, weil wir extreme Beziehungen zu ihnen eingehen. Wir stürzen uns also auf Nahrung, Drogen, Arbeit, Elternschaft, Spielkosten, Entbehrungen (z.B. drastische Diäten…) oder andere kompensatorische Verhaltensweisen.
9) Durch alles, was wir tun, zieht sich der rote Faden der Selbstablehnung, des Selbsthasses und die daraus resultierenden Spannungen.
10) Um mit unseren abgelehnten Selbstanteilen in Kontakt zu bleiben – ohne dass wir uns dessen jedoch spürbar bewusst sein müssen – projizieren wir sie auf unsere Beziehungspartner. Wir bewundern und/oder kritisieren sie, außerhalb von unserem wahren Selbst.
11) Das Ausmaß, in dem wir diese Selbstablehnung oder Selbsthass in uns tragen, ist das selbe Ausmaß, in dem wir keine Liebe zulassen können. Wenn uns Wertschätzung oder Liebe entgegengebracht wird, wäre es so schmerzhaft, sich der abgespaltenen Teile von uns bewusst zu werden, dass wir uns gegen diese Geschenke sträuben und sie zurückweisen. Und manchmal lehnen wir auch die Menschen ab, die uns diese Geschenke machen.